Standortförderung zum Wohl aller

Zentrum der SchweizDas neue grössere Aarau kann und wird eine weit zentralere Rolle spielen in der Schweiz als dies die bisherige Region vermochte. Als Kantonshauptstadt des viertgrössten Kantons mit ca. 45’000 Einwohnern in den 12 grössten Städten der Schweiz wird Aarau anders wahrgenommen werden. Das mittelgrosse mit Aarau zusammengewachsene Suhr hat daran einen zentralen Anteil. Das Gewicht wird in der Region, im Kanton (von den 16 Grossräten des Bezirks sind nur 4 ausserhalb des Zukunftsraums) und in der Schweiz grösser und wichtiger. Damit können die Bedürfnisse der Bevölkerung auch im kantonalen Parlament stärker eingebracht werden. Der auch im Dezember finalisierte Bericht aus der Fusionsanalyse zur Stadtentwicklung und Standortförderung zeigt auf 22 Seiten auf, welches Potential und welche Chancen eine Fusion im Zukunftsraum bringt (Zwischenbericht-Fachgruppe-Stadtentwicklung-Standortförderung-nach-2.-Lesung-PS-2019-12-11). Das ist wohl die zentralste Antwort auf die immer wieder gestellte Frage, welche Vorteile denn eine neue Stadt haben soll! Hier nur wenige Beispiele:

Central ParkNicht nur im Erholungs- und Freizeitbereich zeigen sich plötzlich neue Dimensionen, wenn der Gönhardwald und die Brühlmatte plötzlich zentral mitten in die neue Stadt zu liegen kommen und damit einen eigentlichen „Central Park“ bilden. Ja, bisherige Erholungsräume gehen nicht verloren, sondern werden zentraler und wichtiger. Dass man sich vor hunderten von Jahren einmal um diesen Wald gestritten hat, wird eine historische Anekdote. Der damals als Wirtschaftsfaktor bedeutende Wald wird mehr und mehr zum Freizeitfaktor. Oder wie schreibt es die Forstverwaltung Suhr–Buchs schon heute  „Wir produzieren Baustoffe, ökologisch wertvolles Energieholz in Form von Schnitzeln oder Stückholz, Weihnachtsbäume und vieles mehr. Dabei pflegen und unterhalten wir einen weitläufigen, von Mensch und Tier geschätzten Natur- und Erholungsraum“.

Auch die schon heute bestehenden Standortvorteile wie z.B. die ausserordentlich zentrale gut erschlossenen Lage der Region im schweizerischen Mittelland, mit ähnlich guten Erschliessungen in die schweizerischen Zentren von Wirtschaft und Kultur (Zürich, Bern, Basel, Luzern) bleiben und können weiter verbessert werden und im Standortwettbewerb von Firmen und Wohnraumsuchenden eingebracht werden. Eine gemeinsame  Planung von Gewerbe- und Industriezonen in Berücksichtigung der verkehrsmässigen Erschliessung ohne Gemeindegrenzen und Standortkonkurrenz. Eine einheitliche Zonenplanung und einheitlichen Bauvorschriften als Optimierung auch der Wohnraumentwicklung.

Natürlich kommt das nicht von heute auf morgen und fängt mit einer Fusion die Arbeit daran erst richtig an, aber die Voraussetzungen für eine demokratische und zukunftsweisende Entwicklung werden so geschaffen. Es liegt dann an uns, daraus das Richtige zu machen.

Standortmarketing in Suhr

Der Gemeinderat Suhr beabsichtigt eine Kommission für ein Standortmarketing einzusetzen. Unter anderem der Bahnhof Suhr mit seinem Potential für eine zentral, verkehrsgünstig an Bahnhöfen von SBB und WSB und Bus gelegen mit hervorragenden baurechtlichen Chancen in der Kernzone soll „unter die Leute“ gebracht werden. Das ist gut, gut gemeint, aber veilleicht nicht so einfach. Suhr steht mit dem Wunsch, gute Arbeitsplätze (gemeint sind wohl Firmen mit gutem Wertschöpfungspotential, möglichst vielfältigen Personalbedarf in unterschiedlichen aber eher guten Qualifikationen und ohne grosse Lagerbedürfnisse mit wenig Immissionen) nicht allein da, alle Nachbargemeinden, auch andere Regionen im Kanton und andere Kantone, andere Zentren wollen das selbe. Alle wollen gute Arbeitsplätze haben und dann möglichst die qualifizierten, gutbezahlten Mitarbeiter dieser Betriebe auch als Steuerzahler gewinnen. Da dürfte es schwierig werden, selbst wenn das Angebot Suhrs gut ist.

Die Entwicklungskonferenz des Planungsverbandes hat derartige Fragen und Probleme Ende Februar breit abgestützt diskutiert und allen war dort klar, dass diese Aufgabe nur regional zu lösen ist. Wenn wir es bloss darauf anlegen, einen Betrieb aus einer Nachbargemeinde nach Suhr zu holen, ist das zwar schön, aber wohl kein wirklicher Erfolg. Ein Betrieb aus einem andern Kanton, einer andern Region oder gar aus dem Ausland, wird aber kaum auf ein Angebot aus Suhr warten. Suhr who? wird er fragen, wenn er überhaupt vom „Standortmarketing“ Suhrs je erfahren wird. Suhr hat nicht nur das Bahnhofareal anzubieten, Suhr hat als Gemeinde in der verkehrsgünstig gelegenen Region Aarau auch sonst einiges anzubieten. Bloss wird es ein wirklich externer fremder Betrieb nicht als Angebot Suhrs wahrnehmen, weil für Auswärtige die einzelnen Gemeinden in der Region nicht mehr als selbständige Gemeinden erkennbar sind und auch als eigenständige Gemeinde für anzusiedelnde Firmen keine Bedeutung haben. Für diese Firmen sind die allgemeinen Dienstleistungen des Gemeinwesens wichtiger, gute Infrastruktur, kompetente Ansprechpartner in Behörden und Verwaltung, gute Abgaben- (Strom, Baubewilligungen, Erschliessungsabgabenetc.) und Steuerverhältnisse stehen vor der kommunalen Eigenständigkeit, welche für Firmen generell keine Bedeutung hat. Viel wichtiger ist es für eine Firma mit auch überregionalem Angebot, dass sich ihr Standort auch kommunizieren lässt, dass man den Ort ihres Firmensitzes auch zumindest im nationalen Rahmen kennt, einordnen kann.

Das können wir beklagen, uns dagegen wehren, es negieren. Es wird uns nichts nützen, es ist so. Genau hier lägen Chancen und neue Möglichkeiten in der so wenig geliebten Fusionsdiskussion. Die Zonierung um den Bahnhof und die Verkehrserschliessung verbessern, war richtig und nötig. Daraus aber etwas zu machen, werden wir als Agglomerationsgemeinde Suhr allein nicht können, hier sind weitere Schritte dringend anzugehen.